Der Frieden ist (k)ein roter Ball

Kann man Frieden aus Automaten beziehen?
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Diese Frage hat zweifellos einen starken Bezug zu der ersten Version der Arbeit „Der Frieden ist (k)ein roter Ball“. Zurzeit müsste man diese Frage wohl mit nein beantworten, zumindest ist mir kein Automat bekannt, der Frieden anbietet. Es mag für das menschliche Gehirn schwierig sein, sich vorzustellen, dass ein solcher Automat existiert. Vielmehr ist es dem Anschein nach ein Ding der Unmöglichkeit, einen derartigen Apparat zu entwickeln. Was wir denken, nicht schaffen zu können, mögen wir uns auch nur widerwillig vorstellen. Dennoch möchte ich Sie bitten sich auf ein kleines Gedankenspiel einzulassen. Versuchen Sie sich einen Plan vorzustellen, für den Bau eines Friedensautomaten. Wenn es Ihnen leichter fällt, räumen Sie für sich die Möglichkeit ein, dass Ihr Friedensautomat seine Macken hat. Vielleicht entwickeln Sie eine Maschine, die an sich zwar solide gebaut ist, aber dennoch manchmal ausfällt und ihre Aufgabe nicht erfüllt. Oder sie arbeitet einwandfrei, aber nur sehr langsam. So bedächtig, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um das Ergebnis zu begutachten. Diese Schwachstellen vorweggenommen erscheint es Ihnen vielleicht etwas einfacher, sich auf die Konzeption eines Friedensautomaten einzulassen. Das soll natürlich nicht heißen, dass man von Anfang an ohne Gewissenhaftigkeit arbeitet und sich insgeheim gar keinen funktionierenden Automaten wünscht, denn dann kann das Ergebnis nur unbefriedigend ausfallen. Wenn wir uns andere Automaten anschauen, fällt eines schnell auf. Typischerweise ist es so, dass man etwas in etwas – meist eine Klappe oder einen Schlitz hinein gibt, einige Knöpfe drückt und dann etwas Anderes dafür erhält. Zudem sind die Entwickler bemüht, die Bedienung des Automaten so einfach wie möglich zu halten. Die meisten Automaten sind so klein wie möglich und so groß wie nötig. Übertragen wir dies auf die Entwicklung unseres Friedensautomaten steht eigentlich nur fest, was am Ende dabei herauskommen soll – Frieden. Und das ist eine vielschichtige Herausforderung, wie wir zuvor feststellen konnten. Es bleibt die Frage offen, womit man den Automaten füttern könnte, damit am Ende Frieden dabei herauskommt. Vielleicht kennen Sie die Art von Maschinen, die ein Geldstück in ein Souvenir verwandeln? Man, meist ein Tourist, wirft ein kleines Geldstück in den Automaten und eine weitere – vom Betrag höhere Münze – als Bezahlung dazu. Dann muss man mit Muskelkraft an einer Kurbel drehen und presst so das kleinere Geldstück zu einem ansehnlichen Erinnerungsstück an den Ort, an dem man sich gerade befindet. Das ist natürlich etwas anderes, als zum Beispiel einen Kontoauszug aus dem Bankautomaten zu ziehen. Die Plastikkarte dient in erster Linie zur Identifizierung und die Informationen, die ich bekomme, sind nur für mich persönlich bestimmt. Der Tourist zahlt für ein Erinnerungsstück, wie es jeder haben kann. Anders als der Bankbesucher, gibt er zudem Material in den Apparat hinein, das dann verformt wird. Und er setzt seine Muskelkraft ein, was ihm mehr abverlangt als ein müheloserer Knopfdruck. Es stellen sich also mehrere Fragen, die unserer Entwicklung für den Bauplan eines Friedensautomaten behilflich sein könnten: Für wen soll der Frieden sein, der am Ende aus dem zu entwickelnden Automaten kommen soll? Soll es sich um einen eher persönlichen Frieden handeln oder um einen allgemeinen, für jedermann gleichen Frieden? Wem steht Frieden zu? Was muss alles in den Automaten hinein, damit am Ende Frieden entsteht? Wie viel Kraftaufwand sind wir in der Lage und willens zu geben, um die Funktionsfähigkeit des Friedensautomaten zu gewährleisten? Was würde es nützen, das Material – in Form der kleinen Münze – in die Maschine zu werfen, dann noch das Geld für das Souvenir zu zahlen, wenn man nicht die Kraft aufbringen kann oder will, die Kurbel zu drehen?

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