Am 11.12.09 erhielt ich folgenden Brief vom Leonardo Team der Glaskoch B. Koch jr. GmbH & Co. KG:
Sehr geehrter Herr Meyer, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Frieden auch bei uns gerade nicht am Lager ist. Ausverkauft! Wir erwarten ihn aber in 2010 wieder zurück. Allen Erwartungen unserer Verkaufsabteilung entgegen war in 2009 der Frieden noch stärker gefragt, als die Jahre zuvor. Wir erwarten auch in 2010 noch eine starke Nachfrage und hoffen, das der Friede in viele Haushalte Einzug nehmen wird. Wir sind auf jeden Fall sehr daran interessiert! Weiterhin bedauern wir, dass wir Sie nicht direkt mit Frieden beliefern können, da wir lediglich Großhändler sind und ausschließlich unsere Fachhändler beliefern. In Berlin finden Sie allerdings auch eine Auswahl dieser Fachgeschäfte, die Sie dann auch entsprechend kompetent beraten und Auskunft geben können. Zum Schluss noch etwas schönes: Wir haben ein Freikontingent an Frieden, den wir gerade zur Weihnachtszeit per Post verschicken können und dies möchten wir auf diesem Wege tun: Wir wünschen Ihnen ein FRIEDLICHES Weihnachtsfest und viel Erfolg beim Erhalten des FRIEDENS in 2010. Ihr LEONARDO Team
Dieser ironische Brief wirft viele Fragen auf, wenn man ihn wörtlich nimmt. Die ersten Zeilen machen Hoffnung, denn etwas, was ausverkauft ist, war zuvor auch einmal zu erwerben! Auch der Zusatz, dass Frieden in 2010 wieder zurück erwartet wird, nährt meine Zuversicht! Der Mittelteil des Briefes allerdings ist enttäuschend, denn dort steht eindeutig, dass sie mich nicht direkt mit Frieden beliefern können. Auch der Verweis auf die Fachgeschäfte kann die anfängliche Hoffnung kaum zurückholen, wird doch nicht erwähnt, wo diese Geschäfte genau sind. Meine Bitte nach einer entsprechenden Preisliste blieb unbeachtet. Wie teuer der Frieden war, der nun ausverkauft ist, geht aus dem Brief leider nicht hervor. Es wäre doch anzunehmen, dass der Preis für 2010 sich am Preis vom Vorjahr orientiert. Der Schluss des Schreibens wiederum holt die anfängliche Hoffnung zurück. Der ernst gemeinte Wunsch nach Frieden für einen anderen Menschen, in diesem Fall für mich, stellt in gewisser Weise Frieden dar. Zudem wirft der Brief indirekt eine wichtige Frage auf: Wie wichtig ist es, Hoffnung auf Frieden zu haben? Es wird auch darauf hingewiesen, dass das, was zum Kauf angeboten wird, auch immer eine Sache von Angebot und Nachfrage ist. Würden täglich Anfragen nach Frieden verzeichnet werden, würde dann auch das Angebot steigen?
Am 14.12.09, um 10:48 Uhr schrieb mir Herr E. S. von der Blume 2000 New Media AG folgende e-Mail:
Sehr geehrter Herr Meyer, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 8.12.2009 und Ihre Anfrage zum Thema Frieden. Sicherlich haben Sie es schon geahnt: auch wir verkaufen keinen Frieden. Wir sind hier aber alle sehr friedlich. Aber das hilft vermutlich auch nur sehr begrenzt. Die Nachfrage nach Frieden bei uns ist sehr übersichtlich. Ehrlich gesagt sind Sie der erste Nachfrager. Eine spontane Befragung bei Kollegen und Mitarbeitern haben als mögliche Anlaufquellen die UNO und die Kirche hervorgebracht. Friedensstifter sozusagen. Persönlich kann ich Ihnen „meinen“ Gemeindepfarrer empfehlen: Herrn Pastor H. P. (Ev.-luth. Kirche […]). Ich hoffe Ihnen mit dieser Auskunft weiter geholfen zu haben und wünsche Ihnen und uns gutes Gelingen für Ihre Projekte und eine friedliche Weihnachtszeit. Es grüßt Sie friedlich aus Norderstedt, E. S. Vorstand Blume 2000 new media ag
Ebenfalls am 14.12.09, allerdings um 14:15 Uhr erhielt ich zudem eine e-Mail von Frau M. S. vom Mitras Magic Market Team:
Lieber Herr Meyer, vielen Dank für Ihren Brief. Frieden ist nicht käuflich. Zumindest nicht wahrer Frieden, der nur „innen“ gefunden werden kann, das heißt, Ihren Frieden finden Sie nur in sich selbst, in der Stille des eigenen Bewußtseins. Hierzu gibt es diverse Hilfen, wie zB Meditation, das Sein mit einem Meister, die Kunst… Da der denkende Verstand (das Ego) sehr laut ist, benötigen eigentlich alle wahrhaftig Suchenden einen Meister, der bereits dort angekommen ist, in der Stille des eigenen Selbst. (Gott) Einer der wenigen, die ich kenne, ist OM C. Parkin aus Hamburg, der ernsthafte Fragen durchaus beantwortet. Friedliche Weihnachten! M. S. vom Mitras Team
Die Antworten vom 14.12.09 stecken voller konkreter Hilfsangebote, den Frieden betreffend, vielen Dank dafür! Und diese Angebote werfen die Frage auf: Wer kann Friedensstifter sein? Es liegt mir fern, die hier genanten Angebote, die UNO, die Kirche, auch den empfohlenen Pastor oder Meister, zu beurteilen. Stattdessen möchte ich auf zwei Sätze aus dem Schreiben von Herrn E. S. vom Vorstand der Blume 2000 New Media AG eingehen, die sehr ironisch daherkommen. „Wir sind hier aber alle sehr friedlich. Aber das hilft vermutlich auch nur sehr begrenzt.“ In wieweit ist eine solche Gruppe, auch wenn sie ihre Grenzen haben mag, auch in der Lage Friedensstifter zu sein?
Am 15.12.09 habe ich zwei Briefe erhalten. Der erste ist von A. H. vom Lichtblicke e.V. – Weil Menschen Hoffnung brauchen. Er schrieb folgendes:
Sehr geehrter Herr Meyer, vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir freuen uns, Ihnen eine positive Rückmeldung geben zu können: Wir haben Frieden im Sortiment, erhältlich ab 1.- Euro. Produktbeschreibung: Friede stammt von dem indogermanischen Wort „pri“ ab und bedeutet soviel wie „lieben“. Wer Geld spendet, weil er Menschen – insbesondere Kinder – liebt, spendet also Frieden. Friede als Lichtblick in der Hoffnungslosigkeit, in der Not, in der Armut. Wir hoffen, unser Angebot sagt Ihnen zu und Sie entscheiden sich für unser Produkt. Bitte beachten Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen: Wir geben keine Garantie oder Gewährleistung. Denn: „Wer im Herzen keinen Frieden hat, der hat ihn auch nicht außen.“ (Johann Geiler von Kaysersberg, Das Seelenparadies) Ihnen einen besinnlichen Advent und ein friedliches Weihnachtsfest. Mit freundlichen Grüßen A. H.
Das zweite Schreiben schickte mir Frau N. K., der ExxonMobil Central Europe Holding GmbH:
Sehr geehrter Herr Meyer, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 08. Oktober 2009. Um Ihre Suche nach ihrem persönlichen Frieden, sowie dem Frieden für eine ganze Gemeinschaft zu unterstützen schicken wir Ihnen unseren Corporate Citizenship Report. Dort sehen Sie wie wir uns als Unternehmen für die Gesellschaft engagieren und versuchen so vielen Menschen wie möglich ein Leben zu ermöglichen, das von persönlichem Frieden geprägt ist. Wir engagieren uns in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsumfeld, Unternehmensführung, Transparenz und Schutz der Menschenrechte sowie im Bereich des gesellschaftlichen Engagements, um so verantwortungsbewusst wie möglich zu agieren und unser Unternehmen zu einem besseren Arbeitgeber und Nachbarn zu machen. Kaufen können Sie den Frieden bei uns leider nicht, doch ich hoffe, dass wir Sie mit unserem Corporate Citizenship Report inspirieren und Ihnen Anregungen liefern können, wie Sie durch verantwortliches Handeln Ihren persönlichen Frieden finden können. Wir hoffen, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten und wünschen Ihnen bei Ihrem Vorhaben weiterhin viel Glück! Mit freundlichen Gruß, ExxonMobil Central Europe Holding GmbH – Presse und Information, N. K.
Eventuell geht es Ihnen beim Lesen dieser Briefe ähnlich wie mir. Verständlicherweise scheinen sich allmählich einige Ansätze zu wiederholen. Ich werde im Folgenden versuchen, nur die den Frieden betreffenden neuen Aspekte herauszufiltern und den Rest wortlos und wertfrei so stehen lassen. Das Schreiben von Herrn A. H. vom Lichtblicke e. V. wirft die Frage auf: Ist es möglich eine Garantie oder Gewährleistung, den Frieden betreffend, zu geben? Und wenn ja, wer hat diese Möglichkeit? Frau N. K. der ExxonMobil Central Europe Holding GmbH bringt neue Begriffe ein, die für die Frage „Wie können wir Frieden schaffen“ von großer Bedeutung sind. Sie schreibt, dass Frieden in Zusammenhang mit verantwortlichem Handeln steht. Vielleicht hilft es, wenn wir die Frage konkretisieren und fragen: Wie müssen die Menschen handeln, damit Frieden (garantiert) Realität wird? An dieser Stelle möchte ich mich für den von Frau N. K. mitgeschickten Bericht bedanken. Auch wenn ich es nicht als meine Aufgabe sehe, im Zusammenhang mit meiner Arbeit „Der Frieden ist (k)ein roter Ball“ den Bericht hier im Detail inhaltlich wiederzugeben, liegt es mir dennoch fern ihn unbeachtet zu lassen. Vielmehr möchte ich das Schreiben zum Anlass nehmen hieran eine weitere Reihe von Fragen, den Frieden betreffend, zu stellen. Wie handelt ein Mensch verantwortlich, um seinen persönlichen Frieden zu gewährleisten? Wie handelt eine Menschengruppe verantwortlich, um den Frieden der Gruppe zu gewährleisten? Wie handelt die Gesamtheit aller Menschen verantwortlich, um den Frieden der Menschheit zu gewährleisten?
Am 16.12.09 erhielt ich folgendes Schreiben von Herrn R. P., der Geschäftsleitung von Möbel-Hübner:
Sehr geehrter Herr Meyer, wir nehmen Bezug auf Ihre Anfrage vom 08.12.09 und teilen hierzu mit, dass wir nur eine spezielle Form von Frieden verkaufen. Es handelt sich um den – auch sehr wichtigen – häuslichen Frieden, der sich durch die Anschaffung neuer Möbel einstellt. Familiäre Auseinandersetzungen über neue Einrichtungswünsche enden in unserem Haus üblicherweise durch qualifizierte Beratung in einem Kauf, wodurch sich häuslicher Frieden ergibt. Frieden für die Gemeinschaft oder die ganze Welt können wir leider nicht anbieten, da das unseren Sortimentsrahmen sprenge würde. Wir empfehlen Ihnen, Ihre Anfrage an Barack Obama zu richten, der Ihnen in dieser Angelegenheit sicherlich eine befriedigendere Auskunft geben kann. Wir wünschen Ihnen friedvolle Weihnachten und ein friedliches Neues Jahr. Mit freundlichen Grüßen Möbel-Hübner Einrichtungshaus GmbH R.P.
Am 22.12.09 habe ich folgenden Brief, von Frau M. v. d. V. vom NUK Eltern-Service der MAPA GmbH, in meinem Briefkasten gefunden:
Viele Infos über NUK! Sehr geehrter Herr Meyer, bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 08.12.09 senden wir Ihnen gerne einen Imagekatalog. Diesem können Sie entnehmen, welche Produkte wir derzeit im Handel anbieten. Zusätzlich können Sie sich im Internet unter http://www.nuk.de zu den einzelnen Produkten informieren. Ob diese allerdings mit dem Begriff „Frieden“ in direkte Verbindung gebracht werden können, erscheint uns zumindest fragwürdig. Wie die Bezeichnung „pacifier“ auf unserer Exportware aussagt, bedeutet der Gebrauch unserer Beruhigungssauger sicherlich für die Säuglinge und Kleinkinder ein wenig „Frieden“, und im weitesten Sinne auch für die Eltern. So gesehen verkaufen wir ein wenig „Frieden“. Gerne senden wir ihnen anbei eine Packung dieser Beruhigungssauger und verbleiben mit freundlichen Grüßen im Auftrag M. v. d. V. NUK-Elternservice. Anlage: Informationsmaterial, 2 Original Orthodonic Pacifier
Es ist erstaunlich – ich frage nach dem Kauf von Frieden und bekomme zwei Schnuller zugeschickt! Ich habe keine eigenen Kinder und kann sie daher als Erwachsener kaum gebrauchen. Es liegt mir sehr fern, mich mit Hilfe von Schnullern in bereits durchlebte und weit zurückliegende Phasen meines eigenen Aufwachsen zurückzuversetzen. Daher nutze ich lieber die Gelegenheit, um folgende Fragen zu formulieren: Wie könnte ein Beruhigungssauger für erwachsene Menschen aussehen, der in der Lage ist, die Menschheit derart zu beruhigen, dass jeder einzelne von uns daraus folgend ernsthaft an die Chance auf Weltfrieden glauben muss? Und weiter: Wie wichtig ist der Glaube daran, dass Weltfrieden möglich ist, für die tatsächliche Anwesenheit einer globalen Situation, die als Weltfrieden bezeichnet werden kann? Kinder und Erwachsene dürften einen unterschiedlichen Glauben auf die Aussicht auf das Vorhandensein von Weltfrieden haben. Ein erwachsener Mensch, der offen darüber spricht, dass er an die Möglichkeit der Existenz von Weltfrieden glaubt, wird leicht als naiv abgestempelt. Vielleicht zu Recht? Vielleicht zu Unrecht? Jeder Mensch kann für sich Optionen ein- und ausschließen. Er muss prüfen, wie leicht oder schwer der jeweilige Ein- oder Ausschluss bestimmter Möglichkeiten für ihn ist. Man könnte es auch als leichtgläubig bezeichnen, zu meinen, mit kriegerischen Mitteln ernsthaft etwas bewirken zu können, was Frieden schafft. Krieg schließt die Wahrscheinlichkeit, dass es Todesopfer geben könnte, nicht aus. Ein Frieden, der Tote zu beklagen hat, ist, wenn er überhaupt als Frieden angesehen werden kann, wahrscheinlich ein zweifelhafter.
Am 25.12.09 bekam ich folgenden Brief von Frau A. N. von H&M:
Sehr geehrter Herr Meyer, Sie stellen uns eine gute Frage „Kann ich bei Ihnen Frieden kaufen?“. Gerade zu dieser Jahreszeit scheint sie aktueller denn je. Frieden im Sinne der Stille und Ruhe für Körper und Geist kann Ihnen niemand verkaufen. Dennoch sagt man Mode nach, dass sich ein zufriedener Zustand nach einem ausgiebigen Einkaufsbummel einstellen könnte. Probieren Sie es doch mal in den 28 H&M Geschäften in Berlin aus, in welchen H&M Mode für den Mann angeboten wird. Friedliche Grüße und ein besinnliches Weihnachtsfest A. N.
Am 30.12.09 schrieb mir Frau A. Z. von der HiPP GmbH & Co. Vertrieb KG folgendes:
Sehr geehrter Herr Meyer, schön, dass Sie sich für unser Unternehmen interessieren. Unser Beitrag zum Frieden ist gegeben, da wir in unserem Unternehmen im „Einklang mit der Natur“ arbeiten und er spiegelt sich am Besten in unserer Unternehmensphilosophie wieder! Lesen Sie hier einen Auszug aus unserer Homepage: Unternehmensphilosophie und Ethik-Management. Das Unternehmen HiPP steht seit über fünf Jahrzehnten für eine bewusste und sensible Auseinandersetzung mit den Themen Natur, Mensch, und Wirtschaft. So verbürgt sich Claus Hipp seit jeher persönlich für die Qualität der Produkte des Hauses. In den vergangenen Jahren mehrten sich die Diskussionen über den allgemeinen Werteverfall in der Gesellschaft. Speziell in der weltweiten Wirtschaft spricht man verstärkt über die Auswirkungen von kurzfristiger Kapitalorientiertheit, fehlender Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und der Gesellschaft sowie nicht existenten Ethik und Moralwerten. Diese Entwicklung nahm das Unternehmen, welches bewusst in christlicher Tradition steht, zum Anlass, im Jahr 1999 ein internes Ethik-Management einzuführen, um verbreiteten Ansicht bewusst aktiv entgegenzutretten. Wenn Sie gerne mehr erfahren möchten, unter http://www.hipp.8de/index.php?id=418 können Sie nachlesen über die Philosophie, die unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter als Basis ihres Handels verinnerlicht haben. Zusätzlich informieren wir Sie über das Prinzip und die Inhalte unseres Ethik-Managements. Unsere Unternehmensbroschüre lege ich gerne für Sie bei. Ich wünsche Ihnen ein gutes und vor allem friedliches neues Jahr 2010! Herzliche Grüße aus Pfaffenhofen, HiPP GmbH & Co. Vertrieb KG A

Ich möchte mich sehr herzlich bei allen gleichermaßen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben, über meine Kundenanfrage nachzudenken! Und schon jetzt auch bei denen, die es vielleicht noch tun werden, auch ohne eine direkte Anfrage meinerseits erhalten zu haben.