
Die Pandemie hat die Berliner Kunst- und Kulturszene fest im Griff. Galerien zeigen, wenn überhaupt, online die Arbeiten ihrer Künstler:innen oder hängen ausgewählte Meisterwerke bestmöglich ins Schaufenster („window shopping“). Theater, Museen, Kinos, Konzerthäuser, Clubs – alles zu. Manch eine:r merkt erst jetzt wie wichtig und, man höre und staune, systemrelevant Kunst und Kultur für das eigene Wohlbefinden sind. Denn die Unmöglichkeit nah an ein Kunstwerk heranzutreten und dessen Details zu studieren, kann über die Dauer ein dumpfes Gefühl im Kopf oder Innere Leere hervorrufen.
Mein Kunstexperiment „Der Frieden ist (k)ein roter Ball“ hat seit Beginn der Arbeit im Jahr 2005 verschiedene Formen angenommen und stellt Fragen, die den Frieden betreffen. Eine Version fragt auch danach, wie man Frieden transportieren kann. Hierzu nutze ich Flaschenposten, welche ich auf ähnliche Weise bereits 2002 in der Arbeit „Das Flaschenpost-Kunst-Experiment“ verwendet habe.
Das geschlossene Kunst- und Kultureinrichtungen für Künstler:innen auf lange Sicht gesehen problematisch sind, wird niemanden verwundern. Doch es gibt Wege, Kunst erlebbar zu machen und so möchte auch ich weiterhin meinen Teil dazu beitragen. Wenn die Menschen nicht in die Galerien gehen können, muss die Kunst eben draußen stattfinden, so dass man ihr zufällig begegnen kann. Im Februar diesen Jahres habe ich daher weitere Flaschenposten in Berlin ausgelegt, so dass nun insgesamt 100 Flaschen verteilt sind. Vielleicht findest du ja eine davon? Die Finder:innen können sich über einen kleinen Teil meines Kunstexperimentes „Der Frieden ist (k)ein roter Ball“ freuen, trotz Lockdown und geschlossener Kunst- und Kulturräume. Dass es sich, auch ohne Flaschenpost und rotem Ball lohnen kann über die Frage nachzudenken, wie man Frieden transportieren kann, erklärt sich von selbst.
Euer Steve